Ostergrüße Ihrer Ev. Kirchengemeinde Wickrathberg
Ich fragte:
Wer wird mir
den Stein wegwälzen
von dem Grab
meiner Hoffnung
den Stein
von meinem Herzen
diesen schweren Stein?
Mir ist ein Stein vom Herzen genommen:
meine Hoffnung
die ich begrub
ist auferstanden
wie er gesagt hat
er lebt er lebt
er geht mir voraus!
Lothar Zenetti
Liebe Gemeinde,
vielleicht geht es Ihnen genauso wie mir. In Zeiten der Unsicherheit und Angst vor einer Infektion durch das Corona-Virus spüre ich die Sehnsucht nach Sicherheit und Trost durch den christlichen Glauben. Vor allem in den öffentlichen Gottesdiensten am Sonntagmorgen erfahre ich Stärkung und den Beistand Gottes im Glauben. Dort erlebe ich christliche Gemeinschaft. Gerade in schweren Zeiten brauche ich die Nähe Gottes und den Zuspruch seines Trostes wie auch das Gefühl der Verbundenheit untereinander als Schwestern und Brüder.
Ostern 2020 ist alles anders.
Nun entfallen ersatzlos die Gottesdienste in unserer jetzt 800 Jahre alten Wickrathberger Kirche und im Gemeindezentrum Wickrath. Wir müssen auf gemeinsame Begegnungen wegen der Ansteckungsgefahr verzichten. Das fällt uns allen nicht leicht, zumal das gemeinsame Feiern eines Gottesdienstes mit Gebeten, mit dem Singen von Liedern und dem Empfang des Heiligen Abendmahls zum Kern eines gelebten Glaubens unabdingbar mit dazugehört. Durch das Zuhause bleiben, spüren wir zunehmend die schwerwiegenden Auswirkungen der Einschränkungen unserer Sozialkontakte. Das Corona-Virus zeigt uns: Was ist in unserem Leben wichtig?
Gedanken zum Ostertext Joh 20, 11-18
11 Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Als sie nun weinte, beugte sie sich in das Grab hinein 12 und sieht zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, einen zu Häuptern und den andern zu den Füßen, wo der Leichnam Jesu gelegen hatte. 13 Und die sprachen zu ihr: Frau, was weinst du? Sie spricht zu ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben. 14 Und als sie das sagte, wandte sie sich um und sieht Jesus stehen und weiß nicht, dass es Jesus ist. 15 Spricht Jesus zu ihr: Frau, was weinst du? Wen suchst du? Sie meint, es sei der Gärtner, und spricht zu ihm: Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir: Wo hast du ihn hingelegt? Dann will ich ihn holen. 16 Spricht Jesus zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und spricht zu ihm auf Hebräisch: Rabbuni!, das heißt: Meister! 17 Spricht Jesus zu ihr: Rühre mich nicht an! Denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott. 18 Maria Magdalena geht und verkündigt den Jüngern: „Ich habe den Herrn gesehen“, und was er zu ihr gesagt habe.
Die Süddeutsche Zeitung machte vor Jahren eine österliche Umfrage und kommentiert: Nur ein Drittel der Deutschen können Kreuz und Auferstehung heute noch etwas abgewinnen. Es ist offensichtlich: Ostern ist nicht offensichtlich. Man blickt kaum durch, erkennt nichts auf den ersten Blick, vieles bleibt im Diffusen.
Die beiden letzten Kapitel im Johannesevangelium sind ein großes Hin und Her, sind Geschichten vom Sehen und Übersehen, von plötzlicher Hoffnung und großer Verwirrung, von neuem Leben und vom Rückzug ins Alte. Da ist Thomas, der erst anfassen muss, bevor er es fassen kann. Da sind die Jünger, die einfach wieder Fischer werden. Bevor der Herr ein zweites Mal sie von ihren Booten holt.
Und da ist Maria Magdalena. Die da draußen steht und weint. Nachdem sie früh am Morgen das offene Grab schon entdeckt – aber ratlos bleibt. Wie auch Petrus und die anderen, von ihr eilends unterrichtet, erst einmal an Ostern vorbeispazieren. Kommen angerannt, inspizieren den Platz, finden kaum Greifbares, verstehen nichts – und gehen wieder heim.
Dann aber, im zweiten Anlauf auf dem Friedhof: Maria. Gleich zweimal weist Johannes darauf hin, wie sie die Welt an diesem Morgen sieht: Sie weint. Sie bleibt, sie trauert, hält entschieden fest an ihrer Liebe. Und weint. Ihr Blick in das Grab ist keine nüchterne Inspektion. Ihre Augen sehen durch Liebe und Sehnsucht und Trauer hindurch.
Die beiden Engel wiederum schmettern der Trauernden kein triumphales „Er ist wahrhaftig auferstanden“ um die Ohren. Bei Gott: Zuerst kommt der Mensch in den Blick. Sie fragen also: „Frau, was weinst du?“ Diese Frage bildete eine Brücke zum Leben – damals wie heute.
Doch offensichtlich ist immer noch nichts. Maria wendet sich um – und sieht und sieht doch nicht. Sie meint, es sei der Gärtner. Und auch für den zählt erst einmal nur eins: „Frau, was weinst du?“ Und als sie hilflos ihre Lage und ihr Sehnen zu erklären sucht, spricht er nur ein Wort: „Maria“. Erst das lässt sie sehen und erkennen. Und genauso vertraut wie zu Lebzeiten spricht sie ihn in ihrer Sprache an: „Rabbuni!“.
Ostern ist nicht offensichtlich. Es verschließt sich kühl distanzierter Betrachtung. Der Fakten-Daten-Zahlen-Realist hätte auch damals den Friedhof mit Kopfschütteln verlassen. Gehen Sie weiter. Es gibt hier nichts zu sehen. Tot ist tot.
Doch Johannes erzählt von Maria. Die liebt. Die trauert. Die weint. Die hofft. Die sich sehnt. Die dem Tod partout das letzte Wort nicht lassen will. So kommt sie Gott und dem Leben auf die Spur.
Und dann spricht Gott dich an. Und öffnet dir die Augen für die Auferstehung. Nein, offensichtlich ist das nicht. Aber es geschieht. „Ich habe den Herrn gesehen.“ Maria als Erste. Es ist nur ein Augenblick, gewiss. Der lässt sich nicht festhalten, nicht konservieren und verfügbar machen. „Rühre mich nicht an.“
Wir bleiben, solange wir leben, im Diffusen. Auf der Erde, nicht im Himmel. Wir werden immer wieder – wie die Ostermorgen-Menschen – sehen und nicht sehen, an Ostern vorbeigehen.
Aber es kann jederzeit sein. Jeden Morgen. Jeden Tag. Kann sein, dass du einen Gärtner siehst. Oder einen Pfleger. Eine Frau an der Kasse im Supermarkt. Ein Kind. Eine Großmutter. Kann durchaus sein. Du siehst – und erkennst im Augenblick Gottes abgrundtiefe, himmelweite Liebe. Die für dich den Tod besiegt. Denn seit jenem Morgen hat unser Sehnen eine Richtung und ein Ziel.
Ostern, Gott – Aufstand des Lebens gegen den Tod. Noch sind wir mitten im Leben vom Tode umgeben. Aufstand der Freude gegen das Leid. Noch lähmen uns oft Trauer und Furcht. Nur ahnend erfassen wir das Neue. Doch wir suchen dich. Lass uns die Welt im Licht des Ostermorgens sehen – auch heute. Amen.
Grüne Soße
Seit vielen Jahren haben wir die schöne Tradition, nach dem Gründonnerstagsgottesdienst in der Wickrathberger Kirche beisammen zu bleiben und miteinander Pellkartoffeln und Grüne Soße zu essen. Dieses Jahr ist ja nun alles anders und so hat mir Renate Leder dankenswerter Weise das Rezept zur Verfügung gestellt.
Grüne Soße (für vier Personen)
Zutaten:
4 hartgekochte Eier
2 Schmand
1 Joghurt natur
150 g Magerquark
2 Eßl. Mayonnaise
Zwiebel nach Geschmack
etwas Senf
etwas Öl
Salz, Pfeffer, evtl. ein wenig Zitronensaft oder Essig
300 bis 400 g frische Kräuter (Schnittlauch, Borretsch, Pimpernelle, Kerbel, Sauerampfer, Petersilie und Kresse).
Zubereitung:
Eier kochen und klein schneiden, Zwiebel und Kräuter fein hacken.
Mit den übrigen Zutaten vermischen und abschmecken.
Erreichbarkeit
Wem die Zeit ohne Treffen und Gottesdienste zu lang wird,
kann mich gerne anrufen. Ich bin jederzeit für sie ansprechbar!
Tel: 02164 700 759
epackbier@t-online.de
Ihr Lieben,
ich wünsche euch von Herzen, dass es euch gut geht,
dass ihr gut durch diese Wochen kommt,
auch mit Freude im Herzen und Hoffnung im Bauch und Kraft in
Armen und Beinen und in den Gedanken. Und mit Segen.
Gott behüte euch!
Ihre / Eure Pfarrerin Esther Gommel-Packbier