Liebe Gemeinde!
Wir haben auch dieses Jahr wieder reichlich Grund zum Danken. Trotz manch heftigen Gewitters, trotz Starkregen oder Trockenperiode sind die Supermärkte übervoll mit Nahrungsmitteln zu erschwinglichen Preisen. Keiner muss mehr darben und hungern, weil es eine schlechte Ernte gab oder unter den Tieren Maul- und Klauenseuche grassierte. Im Gegenteil: Wir können unter einer derartigen Vielfalt von Lebensmitteln aussuchen, dass viele Menschen schlichtweg überfordert sind.
Welche Lebensmittel sind die Richtigen für mich und meine Familie? An welchen Kriterien soll ich mich orientieren? Und dann sind da noch die verschiedensten Vorlieben und Geschmäcker: Lieber eine gute Auswahl im Hause haben, damit auch jede/r essen kann, worauf sie/er gerade Appetit hat – oder falls unerwarteter Besuch kommt.
Und so haben wir uns wie selbstverständlich an bestimmte Annehmlichkeiten gewöhnt, die doch keineswegs selbstverständlich sind: Das frische Brötchen am Morgen, der makellose Apfel, das reichhaltige Mittagessen, die vielfältige Auswahl an Wurst und Käse am Essenstisch, das große Sortiment an Joghurt im eigenen Kühlschrank. Froh und dankbar können wir darüber sein – ist es doch wie im Schlaraffenland oder wie im Paradies! Dass wir mit diesen paradiesischen Zuständen allerdings wenig paradiesisch umgehen, merken wir erst allmählich. Zu viel gekochtes Essen, alt gewordenes Brot, angedötschte Äpfel, Joghurt mit überschrittenem Haltbarkeitsdatum: unsere Müllberge wachsen stetig.
Wie achtsam gehen wir mit unseren Lebensmitteln um? Ist wirklich alles schlecht und ungenießbar, was in den Müll wandert? Oder entspricht es nur nicht mehr unserem Geschmack, unserer Vorstellung von schönem Essen? Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung – das sind die Stichworte unserer Zeit. Und sie gelten nicht nur für die Hersteller von Waren oder Erzeuger von Lebensmitteln – sie sind wichtig in jedem Haushalt, wenn uns unsere Schöpfung am Herzen liegt: was brauche ich wirklich, was kann ich noch verwerten?
Dankbar sein für das viele Gute und Genügende, das mir geschenkt wird jeden Tag, und darum achtsam sein, wertschätzend und sorgsam damit umgehen
– das ist es, was der obige Bibelvers uns sagen will. Er stammt aus der Zeit der Wüstenwanderung des Volkes Israel. Nachdem das Volk gemurrt hatte über
die unzureichende Nahrung in der Wüste, gab Gott ihnen jeden Abend Wachteln und jeden Morgen ließ er Manna regnen. Und ein jeder sollte sich so viel nehmen,
wie er am Tag essen würde, nicht mehr und nicht weniger. Keiner brauchte zu hungern, aber auch keiner sollte im Übermaß nehmen. Jeder nach seinen Bedürfnissen. Wissen wir noch, was wir wirklich brauchen, was uns wirklich gut tut?
Vielleicht achten Sie ja einmal in der nächsten Zeit darauf, was Ihr eigenes Maß ist und wie Sie so in Ihrem eigenen Alltag Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung praktizieren können.